Im Vorfeld der IFA Weltmeisterschaft im polnischen Danzig hatte sich Matthias Schlitte einiges vorgenommen. Ein grippaler Effekt macht dem Bebertaler dann aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung, so dass der Deutsche Meister nach zwei Auftaktsiegen „nur“ auf Rang 10 landete.
So nahm sich Schlitte direkt nach dem Turnier vor bei der EM 2020 im ukrainischen Kiew mit vollen Kräften Angriff aufs Treppchen zu nehmen. Er hätte nie erwartet, dass es über 9 Monate dauern würde, bis er wieder wettkampfmäßig am Armwrestling-Tisch stehen würde. Nach der Absage der Deutschen Meisterschaft und der internationalen Wettkämpfe des Jahres fiel schlussendlich auch die EM 2020 der Pandemie zum Opfer. Nach den Lockerungen begann Schlitte unter strengen Hygiene-Bedingungen wieder das Sparring im Leistungszentrum des VfL Wolfsburg. Schließlich sollte es Anfang September zur Weltmeisterschaft nach Orlando/ Florida gehen. Doch auch der Höhepunkt des Jahres fiel der Pandemie widererwartend zum Opfer. Während die ersten Wettkämpfe wieder in Europa starten, wurde das Weltchampionat abgesagt.
Was nun, schließlich hatte sich Schlitte auch im pandemiebedingten Heimtraining und beim Sparring der letzten Wochen eine sehr gute Form erarbeitet. Ein Blick auf den aktualisierten internationalen Wettkampfkalender lieferte die Antwort. Weltcup statt Weltmeisterschaft, Frankreich statt Florida, Atlantik statt Karibik. So reiste Schlitte mit seinen Teamkollegen Jan und Fabian Täger in die französische Hafenstadt Dieppe. In der Stadt am Atlantik traten die drei diesmal jedoch in ungewohnten Gewichtsklassen an: „Wir haben uns zwar in eine ordentliche Form gebracht, doch auch ein paar Kilo Muskelmasse zu viel für die angestammten Gewichtlimits aufgebaut.“, erklärte Matthias Schlitte, der normalerweise unter 70kg antritt. So versuchte Matthias Schlitte diesmal bis 78kg sein Glück.
Trotz der langen Wettkampfpause und der ungewohnten Gewichtsklasse hatte sich der Mann aus Börde einiges vorgenommen. Mit echten Blitzattacken ließ er den Gegnern aus Frankreich, Dänemark und Ungarn keine Chance. Schlitte machte kurzen Prozess und zog gegen die schwereren Gegner ungeschlagen ins Finale ein. Hier traf er auf den moldawischen Champion Adrian Vadim. Trotz der kräftezehrenden Vorrunde zeigt Schlitte keine Ermüdungserscheinungen und ging nach dem Startsignal direkt in die Vollen. Mit der favorisierten TopRoll-Technik sicherte er sich den Weltcupsieg. Doch Schlitte hatte noch nicht genug und forderte nun auch noch als leichtester Wettkämpfer die schweren Jungs. In der offenen Champ of Champions-Kategorie konnte Schlitte, angepeitscht vom Triumph, die französische Legende Gregory Schneider (+100kg) besiegen und verlangte dem polnischen 140kg-Giganten Kamil Jablonski alles ab. „Matthias hat bereits in der Vorbereitung gezeigt, dass er nicht ohne Edelmetall aus Frankreich zurückkehren will. Dass es gleich Gold wird, habe ich mir gewünscht, aber bei der harten Konkurrenz nicht erwartet“, freute sich Trainer Olaf Köppen.
Neben der Turnierteilnahme verteilte Schlitte auch fleißig Einladungen für das internationale Over the Top an die 100 angereisten Sportler aus 14 Nationen. Am 21. November werden viele der internationalen Armwrestler der Einladung folgen und beim Heimspiel im Wolfsburger Congresspark wieder um Edelmetall kämpfen.
Nach dem Wettkampf nutzen Schlitte und seine Teamkollegen die Gelegenheit und gingen auf Rundreise durch die Normandie. Hier stand mit dem Kloster St. Michel, den Bunkeranlagen in Cherbourg und Omaha Beach nun Kultur auf dem Programm. Mit Gold um den Hals und der kühlen Atlantikbrise im Gesicht fühlte sich die Normandie fast besser als Florida an.