Matthias Schlitte ging vor zwei Wochen bei der Europameisterschaft im polnischen Danzig für das deutsche Team an den Start. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Fabian und Jan Täger reiste der Bebertaler per Auto an die polnische Ostseeküste.
Beim Wiegen am Freitag kam Schlitte, der sich acht Wochen lang mit Diät, Spezialtraining und Sparring vorbereitete, auf 69,2kg. Am Sonntag wurde es dann für den Hellboy aus dem Landkreis Börde ernst. Hier witterte der 12-fache Deutsche Meister die Chance auf seine erste EM-Medaille im stark besetzten Limit bis 70 kg.
Obwohl Schlitte kurz vor EM-Beginn noch mit einem fiebrigen Infekt zu kämpfen hatte, setzte er sich in der ersten Runde problemlos gegen den finnischen Champion Heikki Tolonen durch. So ging es Runde um Runde nach vorn. Nach nervenaufreibenden Kämpfen fand sich der Bebertaler im Halbfinale wieder.
Schlitte, der auf dem Weg ins Semifinale eine foulbedingte Niederlage kassiert hatte, musste nun gewinnen, um in den Endkampf einzuziehen. Aber auch sein Gegner, der schwedische Champion Tobias Axelsson wollte den Platz im Finale nicht kampflos aufgeben. Nach dem Startsignal erwischte Schlitte gegen seinen skandinavischen Gegenüber die bessere Position, kassierte jedoch erneut ein Foul.
Nach dem erneuten Startsignal musste der Mann aus Sachsen-Anhalt nun vorsichtig agieren, schließlich hätte das zweite Foul zur Niederlage und damit zum Ausscheiden geführt. Schlitte gelang dieses Kunststück und der Hellboy zog in sein erstes EM-Finale ein. Hier wartete bereits sein Dauerkonkurrent Kevin Berberich. Beide Sportler neutralisierten sich nach dem Startsignal und der Kampf stoppte mehrfach im Zentrum. Bei seinen Attacken rutschte Schlitte, wie bereits in der Vorrunde, zweimal mit dem Ellenbogen vom Polster und er kassierte die rote Karte. Trotz der Niederlage freute sich Matthias Schlitte am Ende über seine erste EM-Medaille.
„Natürlich ärgere ich mich über die Fouls, aber bei diesem Leistungsniveau muss jeder Teilnehmer ans absolute Limit gehen. Dabei entscheiden Millimeter über Sieg und Ausscheiden. Noch vor 5 Tagen lag ich mit Fieber im Bett daheim und dachte, dass ich das Turnier absagen muss. 2019 bei der letzten EM in Griechenland gab es nur den undankbaren vierten Platz und ich hätte alles für eine Bronze-Medaille eingetauscht. Daher kann ich mich über Silber wirklich freuen.“, bilanzierte Schlitte den Turnierverlauf zu seiner ersten EM-Medaille. „Mein Dank geht speziell meinen Trainingspartnern, Sponsoren und Landrat Martin Stichnoth für die zweitägige Freistellung für das Turnier“, gab Schlitte, der beim Landkreis Börde in der Verwaltung tätig ist, nach der Siegerehrung zu Protokoll.
„Die Jungs haben echt abgeliefert und wir haben mit einer kleinen Mannschaft sogar den dritten Platz in der Teamwertung geholt. Matti hat mit Silber maßgeblich dazu beigetragen und bringt eine EM-Medaillen mit in die Heimat. Ich bin sehr stolz!“,
bilanzierte Teamcaptain Fabian Täger, der verletzungsbedingt nicht teilnehmen konnte.
Insgesamt traten 300 Sportler aus knapp 20 europäischen Nationen bei den kontinentalen Meisterschaften an. Nach einer kurzen Pause wird Schlitte wieder ins Training einsteigen und sich auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Das Turnier findet Ende September in Frankreich statt, Ziel für den Bebertaler ist erneut ein Platz auf dem Treppchen. Mit einer intensiven, krankheitsfreien Vorbereitung und etwas Glück wird es dann vielleicht noch ein Platz ganz oben herausspringen.Top 10
SENIOR MEN RIGHT 70 KG
1. KEVIN BERBERICH, GERMANY (00021)
2. MATTHIAS SCHLITTE, GERMANY (00044)
3. TOBIAS AXELSSON, SWEDEN (00196)
4. DANIEL AUGUSTSSON, SWEDEN (00197)
5. BERTRAND TRAVAGLINI, FRANCE (00192)
6. DARIUSZ FUDRO, POLAND (00163)
7. MIRCO OTHMANN, GERMANY (00028)
8. DAMIAN KUŚNIERCZYK, POLAND (00081)
9. HEIKKI TOLONEN, FINLAND (00008)
10. PAWEŁ GRABAS, POLAND (00109)